Die Zeiten des Managers, der alle Entscheidungen einsam und allein in seinem Büro trifft sind lange vorbei. Das Einbeziehen von Mitarbeitern ist nicht nur Standard sondern auch längst Notwendigkeit - zu komplex sind die Entscheidungsparameter geworden, zu tief das notwendige Wissen über die Rahmenbedingungen. Aber wie bezieht man Mitarbeiter ein?
Victor Vroom hat dem Thema praktisch sein Leben gewidmet und dazu über Jahrzehnte geforscht. Das Vroom-Yetton-Modell ist wegweisend (und für die, die es nicht kennen auch Augen-öffnend), wenn es darum geht, den Modus für eine Entscheidungsfindung zu definieren. Es bietet eine klare, direkt umsetzbare Handlungsanweisung, ob eine Entscheidung alleine, unter Konsultation anderer, unter Einbeziehung anderer oder in der Gruppe gefunden werden sollte.
Wie aber, trifft eine Gruppe eine Entscheidung? Hier ein Beispiel aus dem Privatleben:
Wohin soll es im Urlaub gehen: vier Personen, vier unterschiedliche Interessen. Da trifft Harry Potter aufs Nordlicht und der Strand auf den Städtetrip. Jeder der Teilnehmer hat andere Favoriten. Das Vroom-Yetton-Modell sagt: Entscheidung in der Gruppe, konsensual treffen! Aber das ist leichter gesagt als getan. So sind wir das angegangen:
Alle Optionen werden auf Post-Its geschrieben und erklärt.
Jeder Einzelne erstellt seine eigene, persönliche Prioritätenliste - ohne Einfluss von außen.
Anhand der Prioritätenliste werden für jede Option Punkte für jede einzelne Periodisierung vergeben.
Alle Optionen, die einer der Teilnehmer in der unteren Hälfte der Periodisierung hatte werden ausgeschieden.
Für den Rest werden die Punkte zusammengezählt und nach diesen Punkten sortiert.
Das Ergebnis war überraschend: eine Option, die niemand auf Platz 1 hatte (und mit der auch niemand wirklich gerechnet hat) ist als Sieger hervorgegangen. In der Retrospektive vereint die Option tatsächlich viele Attribute der persönlichen Favoriten.
Der Modus hat hier die Entscheidung beeinflusst - jede andere Methode hätte ein anderes Ergebnis ergeben. Er hat auch beeinflusst, wie es den Teilnehmern mit der Entscheidung geht - und bei einem Familienurlaub ist der "Buy-In" aller Beteiligten ein nicht unwesentlicher Faktor.
Fürs Business bedeutet das, dass man dem Modus der Entscheidungsfindung mehr Gewicht beimessen muss. Zu oft wird einfach diskutiert bis irgendwie eine Entscheidung absehbar ist oder der mit dem größten Gehaltsscheck trifft am Ende eine Entscheidung - obwohl er meist am wenigsten über die Entscheidungsparameter weiß.
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